Noch ein Blog. Ein Blog über das Herz, seine faszinierende Funktionsweise, seine Krankheiten, und über die Herzmedizin, die sich in den letzten 400 Jahren zu einem bedeutenden Betätigungsfeld der wissenschaftlichen Neugier und der ärztlichen Kunst entwickelt hat.
Ist das nötig? Sind über 200.000 Blogs in Deutschland nicht genug? Vielleicht ist das so. Andererseits: welcher Autor hätte jemals darauf verzichtet, sein Buch zu schreiben, weil es schon genügend andere Bücher gibt? Die Deutsche Nationalbibliothek hat über 20 Millionen Bücher in ihrem Bestand; was fällt da ein weiteres Blog ins Gewicht?
Das weit gesteckte Thema dieses Blogs ist das Herz und die Herzmedizin von ihren Anfängen bis zu aktuellen, zukunftweisenden Entwicklungen. Sind dieses Organ und die Behandlung seiner Krankheiten interessant genug, um mehr als einen kleinen Kreis von Spezialisten zu begeistern? Am Ende muss diese Frage natürlich jeder für sich selbst beantworten. Wer den Weg auf diese Seiten gefunden und bis hierhin gelesen hat, ist vielleicht nicht vollkommen abgeneigt, sie zu bejahen.
Das Herz ist ein besonderes Organ
Eine Besonderheit des Herzens ist, dass es ständig schlagen muss – sechzig bis achzig mal pro Minute – um das Blut durch den Körper zu pumpen, das die Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Wenn es nur wenige Sekunden stehen bleibt, wird sein Besitzer bewusstlos, weil die Gehirnzellen ein Ausbleiben dieser Versorgung nicht lange tolerieren und rasch ihre reguläre Funktion einstellen. Bei einem längeren Herzstillstand tritt nach wenigen Minuten eine unumkehrbare Hirnschädigung ein.
Diese ununterbrochene Tätigkeit muss ein menschliches Herz bemerkenswert lange aufrechterhalten. Am Ende eines langen Lebens hat ein durchschnittliches Herz etwa drei Milliarden Mal geschlagen. Es passt seine Aktivität dabei ständig den wechselnden Erfordernissen des Organismus an. In Ruhe, beispielsweise im Schlaf, arbeitet unser Durchschnittsherz mit einer Frequenz von etwa siebzig Schlägen pro Minute und pumpt mit jedem dieser Schläge rund 65 ml Blut. Das „Herzminutenvolumen“, also die Blutmenge, die in diesem Ruhebetrieb jede Minute durch den Kreislauf gepumpt wird, beträgt etwa 4,5 Liter. Wenn der Körper mehr Sauerstoff benötigt, beispielsweise beim Sport, steigert sich unter der Kontrolle des autonomen Nervensystems sowohl die Herzfrequenz als auch die Kraft, mit der sich das Herz bei jedem Schlag zusammenzieht, so dass es unter Belastung nicht nur schneller schlägt, sondern auch mit jedem Schlag mehr Blut auswirft als in Ruhe. Zusammen können diese beiden Anpassungsmechanismen das Herzminutenvolumen auf das sechsfache des Ruhewertes steigern, knapp 30 Liter pro Minute, bei trainierten Sportlern auch mehr.
Andersherum betrachtet bedeutet das wiederum, dass das Herz während eines gesamten Menschenlebens immer mindestens mit einem Sechstel seiner maximalen Leistung arbeitet. Ein Vergleich mit einer menschengemachten Maschine wie einem Automobil zeigt, wie außergewöhnlich diese Dauerleistung ist:
Ein typischer Mittelklassewagen hat vielleicht 120 Pferdestärken und kann damit ungefähr 200 Kilometer pro Stunde fahren. Wenn wir vereinfacht annehmen, dass die Fahrgeschwindigkeit bei einem Sechstel der Maximalleistung ein Sechstel der Maximalgeschwindigkeit, also etwa 30 Kilometer pro Stunde beträgt (in Wirklichkeit könnte ein Auto mit 20 Pferdestärken sicherlich schneller fahren), dann hätte ein Auto bei ununterbrochener Fahrt mit dieser Geschwindigkeit bereits nach einem Jahr über 260.000 Kilometer auf dem Tacho. Die wenigsten Autos erreichen einen solchen Kilometerstand, bevor sie schrottreif sind; wenn, dann sicherlich nur mit regelmäßiger Wartung. Ein Herz schafft, auch ohne Wartung, oft das Achtzigfache.
Dauerleistung von Anfang an
Eine weitere Besonderheit ist, dass die auf Dauerbetrieb ausgelegte Hochleistungsmaschine Herz schon während ihrer Herstellung in Betrieb genommen werden muss. Das Herz ist eines der ersten Organe, die sich während der Embryonalentwicklung bilden. Ungefähr am 22. Tag nach der Befruchtung der Eizelle beginnt das Herz – zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als eine schlauchförmige Struktur – seine von nun an lebenslang fortgesetzten rhythmischen Kontraktionen. In den mit diesem Herzschlauch verbundenen primitiven Blutgefäßen bilden sich Blutzellen, die schon während der Embryonalentwicklung durch die Kontraktionen des Herzschlauchs angetrieben durch das Blutgefäßsystem gepumpt werden. Diese gerichtete Blutströmung ist zum einen ein wichtiger Reiz, der die Entwicklung des Blutgefäßsystems vorantreibt. Zum anderen wird mit zunehmendem Wachstum des Embryos das Herz-Kreislauf-System immer wichtiger, weil die wachsenden Gewebsschichten irgendwann so dick werden, dass eine Ernährung des Embryos durch passive Diffusion von Sauerstoff und Nährstoffen nicht mehr ausreicht: ohne die Ausbildung eines funktionierenden Blutkreislaufs könnte die Entwicklung nicht weiter fortschreiten, und der Embryo würde absterben.
Der zunächst primitive Herzschlauch wächst im Verlauf der Embryonalentwicklung, faltet sich auf eine präzise orchestrierte Weise und wird durch Scheidewände, die von den Wänden ausgehend in die Herzhöhle einwachsen, unterteilt, so dass wir es am Ende der Embryonalentwicklung mit einem aus vier Herzkammern (zwei Hauptkammern und zwei Vorhöfen) bestehenden Pumporgan zu tun haben.
Mit dem Abschluss der Embryonalentwicklung im dritten Monat der Schwangerschaft ist das Herz zwar im Prinzip fertig, dennoch erfüllt es während der von nun an bis zur Geburt dauernden Fetalperiode deutlich andere Funktion als nach der Geburt: Das Herz der Säugetiere besteht im Grunde genommen aus zwei separaten Pumpen – eine wird von vom linken Vorhof und der linken Herzkammer gebildet, die zweite vom rechten Vorhof und der rechten Herzkammer. Vom Zeitpunkt der Geburt bis zum letzten Herzschlag pumpt dabei die linke Herzkammer, in die das sauerstoffreiche Blut aus der Lunge über den linken Vorhof fließt, dieses über die Hauptschlagader in die verschiedenen Organe, wo der Gas- und Nährstoffaustausch stattfindet. Das „verbrauchte“, sauerstoffarme Blut strömt dann über die Venen des Körperkreislaufs zunächst in den rechten Vorhof, dann in die Hauptkammer des rechten Herzens, von wo es in einem zweiten Kreislauf durch die Lunge, wo es mit Sauerstoff angereichert wird und das im Körperkreislauf aufgenommene Kohlendioxid abgibt, wieder in den linken Vorhof gepumpt wird.
Der Blutkreislauf vor und nach der Geburt – eine bemerkenswerte Umstellung
Vor der Geburt kann dieser Kreislauf so nicht funktionieren: das Kind schwimmt im Fruchtwasser und kann über seine Lunge nicht atmen. Um die für den Embryo überlebenswichtige Versorgung mit Sauerstoff sicherzustellen, bildet sich aus kindlichen Zellen eine Plazenta – der „Mutterkuchen“ – , in der ein Netzwerk aus Blutgefäßen des Kindes in so engem Kontakt mit einem Blutgefäßnetz der Mutter steht, dass Sauerstoff und Nährstoffe aus dem mütterlichen Blut in das Blut des Kindes übergehen können und gleichzeitig Kohlendioxid aus dem kindlichen Kreislauf an den Kreislauf der Mutter abgegeben werden kann. Das in der Plazenta mit Sauerstoff angereicherte Blut fließt über Venen der Nabelschnur zum Kind, wo es zusammen mit dem sauerstoffarmen Blut aus den Venen des kindlichen Körperkreislaufs in den rechten Vorhof fließt. In der Scheidewand zwischen den beiden Vorhöfen befindet sich nun eine Art Ventil, das eine Verbindung zwischen dem rechten und dem linken Vorhof bildet, die aber nur von rechts nach links durchgängig ist. Da die noch nicht entfalteten Lungen des Kindes dem Blutstrom einen hohen Widerstand entgegensetzen, ist beim Kind im Mutterleib – anders als nach der Geburt – der Druck im rechten Vorhof höher als im linken, so dass über dieses Ventil (der lateinische Name ist Foramen ovale, was schlicht und einfach „ovales Loch“ bedeutet) das in der Placenta mit Sauerstoff angereicherte Blut eine „Abkürzung“ in den linken Vorhof (und von dort in die linke Herzkammer und von dort in die Hauptschlagader) macht, anstatt durch die Lunge zu fließen. Diese Kurzschlussverbindung sorgt dafür, dass das linke Herz auch beim Kind im Mutterleib (genau wie beim nach der Geburt Luft atmenden Kind) sauerstoffreiches Blut in die Hauptschlagader pumpt, was für die Entwicklung und Funktion der Organe Wichtig ist. Die ersten Blutgefäße, die von der Hauptschlagader abzweigen und mit dem sauerstoffreichen Blut gefüllt sind, sind die Herzkranzgefäße, die für die Versorgung des Herzens selbst wichtig sind, und die Halsschlagadern, über die das Gehirn versorgt wird. Diese beiden Organe benötigen auch während der Embryonal- und Fetalentwicklung am meisten Sauerstoff.
Neben dem Foramen ovale gibt es noch einen zweiten „Kurzschluss“ im embryonalen Kreislauf: das rechte Herz pumpt sein Blut in die Lungenarterie, die sich nach wenigen Zentimetern in zwei Äste aufteilt, die das Blut in die rechte und linke Lunge leiten. Ungefähr an dieser Aufteilungsstelle zweigt aus der Lungenarterie ein kleines Blutgefäß ab, das die Lungenarterie mit der Hauptschlagader verbindet. Dieser Ductus arteriosus (lateinisch etwa „Schlagader-artiger Gang“; in Anlehnung an den italienischen Chirurgen Leonardo Botallo, den man einst falscherweise für den Entdecker dieses Ganges gehalten hatte, auch unter dem Namen Ducts Botalli bekannt) sorgt dafür, dass, solange die Lungen im Mutterleib nicht entfaltet sind und dem Blutfluss noch einen hohen Widerstand entgegensetzen, ein großer Teil des sauerstoffarmen Blutes aus dem Kreislauf des Kindes von der Lungenarterie direkt in die Hauptschlagader fließt und sich dort mit dem über das Foramen ovale, den linken Vorhof und die linke Hautkammer in die Hauptschlagader fließenden sauerstoffreichen Blut mischt. Die Mündungsstelle des Ductus arteriosus in die Hauptschlagader liegt so weit vom Herzen entfernt, dass das Herz selbst und das Gehirn noch mit unvermischtem sauerstoffreichem Blut versorgt werden, während die anderen Organe, die über weiter vom Herzen entfernt aus der Hauptschlagader abzweigende Gefäße versorgt werden, das sauerstoffärmere Mischblut bekommen.
Damit sich Kreislauf schließt, gibt es schließlich noch zwei Blutgefäße – die Nabelarterien – die im Beckenbereich von der Hauptschlagader abzweigen und somit nicht mehr ganz sauerstoffreiches Mischblut führen. Dieses führen sie über die Nabelschnur zurück zur Placenta, wo es wieder mit Sauerstoff angereichert wird.
Wenn das Kind geboren wird, muss sich der gerade beschriebene fetale Blutkreislauf innerhalb von kürzester Zeit in den Blutkreislauf eines Luft atmenden Landsäugetiers verwandeln. Allein dieser Vorgang wäre genug Rechtfertigung, von einem „Wunder der Geburt“ zu sprechen:
Mit dem ersten Atemzug des Kindes füllen sich seine Lungen mit Luft. Der Strömungswiderstand in der nun entfalteten Lunge nimmt ab, so dass der Druck im rechten Vorhof unter den Druck im linken Vorhof abfällt. Damit verschließt sich das „Ventil“ im Foramen ovale, und es fließt fortan kein Blut mehr von einem Vorhof in den anderen. Das Kind atmet, und das seine Lunge durchströmende Blut wird dort mit Sauerstoff angereichert. Die hohe Sauerstoffkonzentration im Blut führt zur Ausschüttung von Botenstoffen, die dazu führen, dass der Ductus arteriosus sich zusammenzieht und nicht mehr von Blut durchflossen werden kann. Mit der Durchtrennung der Nabelschnur stagniert dort der Blutfluss, und sowohl die Navelvene als auch die Nabelarterien verschließen sich im Laufe der Zeit vollständig. Schon wenige Sekunden nach der Geburt fließt das Blut, angetrieben vom Herzen, auf dem gleichen Weg durch den Lungen- und Körperkreislauf, den es nun für den Rest des Lebens nehmen wird. Das Herz hat bis zu diesem Augenblick schon über 30 Millionen Mal geschlagen und befindet sich dennoch erst am Anfang eines langen Lebens.
Erstaunlich robust und doch nicht ohne Fehlerquellen
Angesichts der Wichtigkeit seiner Aufgaben und der Belastungen, denen es im Laufe des Lebens ausgesetzt ist, mutet es fast erstaunlich an, dass etwa 80% der Menschen nicht an Herzkrankheiten versterben; die überwiegende Mehrzahl der menschlichen Herzen funktioniert ein Leben lang ohne kritische Probleme.
Andererseits bedeutet diese Zahl auch, dass 20% der Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen versterben; diese sind in den Industrienationen tatsächlich noch vor Krebserkrankungen die häufigste Todesursache. Die relative Häufigkeit von Herzerkrankungen ist einer der Gründe, warum ein gewisses Wissen über Herzkrankheiten für Niemanden ein Nachteil ist: Nicht wenige Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Herzerkrankung, und fast jeder kennt jemanden oder hat jemanden in der Familie, der davon betroffen ist. Viele dieser „Volkskrankheiten“ wie zum Beispiel eine Verengung der Herzkranzgefäße bis hin zum Herzinfarkt oder eine Herzschwäche können durch einen ungesunden Lebensstil befördert werden, und eine gesunde Lebensweise und die Erkennung und effektive Behandlung häufiger Gesundheitsprobleme wie eines hohen Blutdrucks, einer Fettstoffwechselstörung oder einer Zuckerkrankheit können die Gefahr, solche Krankheiten zu entwickeln, entscheidend reduzieren. Wer verstanden hat, was für unangenehme und gefährliche Krankheiten durch eine Behandlung seines hohen Blutdrucks verhindert werden können, wird seine Blutdruckmedikamente eher regelmäßig und gewissenhaft einnehmen als derjenige, der die Medikamente nur seinem Arzt zuliebe einnimmt.
Herzstolpern, Herzinfarkt, Kammerflimmern, Vorhofflimmern – Beschwerden oder Krankheiten aus dem Umfeld des Herzens können akut lebensbedrohlich, aber auch harmlos sein. Sowohl eine Unter-, als auch eine Überschätzung der Gefährlichkeit oder der Bedeutsamkeit solcher Symptome oder Erkrankungen können ernsthafte Folgen für das weitere Leben des Betroffenen haben:
Bei einem akuten Herzinfarkt kommt es an einem Herzkranzgefäß zu einem Einriss der Gefäßwand, und der Inhalt einer Plaque, die sich dort gebildet hat – wichtige Ursachen für die Entstehung solcher Plaques sind zum Beispiel ein hoher Blutdruck, erhöhte Cholesterinwerte oder eine Zuckerkrankheit – entleert sich in das Gefäß. Das führt zu einer massiven Aktivierung der Blutgerinnung und zur Bildung eines Gerinnsels, das das Herzkranzgefäß, das einen Teil des Herzmuskels mit Blut versorgt, verschließt. Ein solcher akuter Gefäßverschluss ist akut lebensbedrohlich, es drohen eine akute Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen, und der Körper signalisiert diese lebensbedrohliche Situation mit Warnsymptomen: Ein Engegefühl in der Brust (häufig – aber nicht immer – mit Ausstrahlung etwa in den linken Arm oder den Unterkiefer), nicht selten verbunden mit Luftnot, Kaltschweißigkeit, Todesangst, manchmal Übelkeit. Wer diese Symptome verspürt, sollte sofort einen Notarzt rufen, der ihn mit Blaulicht ins Krankenhaus bringt und eingreifen kann, wenn es auf dem Weg dahin beispielsweise zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen kommt. Das wichtigste Ziel in der Behandlung dieses Notfalls ist es, den Blutfluss im verschlossenen Herzkranzgefäß so schnell wie möglich wiederherzustellen, zum Beispiel mit einem Herzkathetereingriff, in dem das Gefäß mit einem Ballon wieder aufgeweitet und mit einem Stent, einer kleinen Gefäßstütze aus Metall, stabilisiert und offengehalten wird. Wer die Warnsymptome nicht ernst nimmt und, statt den Notarzt zu rufen, etwa ins Auto steigt, um zum Hausarzt zu fahren, verliert nicht nur wertvolle Zeit, in der das Absterben von Teilen des Herzmuskels voranschreitet, sondern riskiert auch, den Hausarzt gar nicht mehr lebend zu erreichen.
Andererseits gibt es Beschwerden, die vom Herzen herrühren –zum Beispiel spürbare Extraschläge mit „Herzstolpern“ – die vollkommen harmlos sein können. Solche Extraschläge kommen bei jedem Menschen vor, bei manchen selten, bei anderen häufiger. Manche Menschen haben viele solcher Extraschläge und spüren sie überhaupt nicht; andere Menschen haben vielleicht nur ganz wenige davon, spüren aber jeden einzelnen und sind beunruhigt. Nun können solche Extraschläge auch im Rahmen von Herzkrankheiten auftreten, insofern sollte man sich bei solchen Beschwerden schon einmal bei einem Kardiologen vorstellen. Findet der Kardiologe in einer Untersuchung des Herzens jedoch – wie es sehr häufig der Fall ist – keine zugrundeliegende Krankheit, sind diese Extraschläge harmlos. In diesem Fall ist die Aufklärung des Patienten über die Harmlosigkeit des Phänomens die wichtigste Aufgabe des Arztes. Unterbleibt diese, kann ein gesunder Mensch zu der Überzeugung gelangen, „herzkrank“ zu sein und sich für den Rest seines Lebens erheblich eingeschränkt fühlen.
Auch wenn eine Krankheit festgestellt wird, unterbleibt in unserem Gesundheitssystem, in dem das Gespräch zwischen Arzt und Patient nicht immer im Mittelpunkt steht, häufig eine gute Aufklärung des Patienten über seine Krankheit; der Patient verlässt dann den Arzt häufig mit nicht viel mehr als einem Schlagwort wie zum Beispiel „Vorhofflimmern“, unter dem er sich nichts vorstellen kann, das ihm aber (schließlich handelt es sich um eine Herzkrankheit!) bedrohlich vorkommt. Sicherlich wäre es Aufgabe des Arztes, dem Patienten mitzuteilen, dass Vorhofflimmern eine extrem häufige Erkrankung ist und dass die meisten Patienten mit dieser Erkrankung – mit den richtigen Medikamenten – ein vollkommen normales Leben ohne wesentliche Einschränkungen führen können. Wer solche Informationen nicht von seinem Arzt bekommt, wird davon profitieren, sie auf anderen Wegen – über eine Selbsthilfegruppe, von Bekannten oder auch aus dem Internet – zu bekommen.
Was HerzMedizinBlog nicht ist
Eines soll dieses Blog nicht sein: eine Anleitung zur Selbstdiagnose oder Selbsttherapie. Die Medizin – mag man sie nun als Wissenschaft oder als Kunst auffassen; wahrscheinlich ist sie beides – ist ein umfangreiches, komplexes Fachgebiet. Um eine Diagnose stellen zu können, müssen Informationen aus verschiedenen Quellen (Krankengeschichte, Symptome, körperliche Untersuchung, Labor- und apparative Untersuchungen) miteinander verknüpft und mit Sachverstand bewertet werden.
Ein Kardiologe hat sechs Jahre Medizin studiert und danach in einer mindestens sechsjährigen Facharztausbildung tausende Patienten gesehen, untersucht und behandelt. Dieses Wissen und diese Erfahrung kann und will kein Text ersetzen. Wer die Befürchtung hat, krank zu sein, sollte zu einem Arzt gehen. Das Googeln von Symptomen führt meistens in erster Linie zu Beunruhigung und Verunsicherung.
Wer aber einfach mehr über das Herz, seine Funktion, seine Krankheiten, über die Geschichte der Herzmedizin und über altbewährte und brandaktuelle Erkenntnisse aus diesem hochinteressanten Forschungsgebiet erfahren möchte, für den könnte dieses Blog eine interessante Informationsquelle werden.
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